Aserbaidschan und Armenien einigen sich auf einen Waffenstillstand. Betroffen ist die umkämpfte Region Berg-Karabach. Russland diente während den Verhandlungen als Friedensvermittler. Armenien soll mehrere Gebiete an Aserbaidschan abgeben. Auch bisher verlorene Gebiete bleiben unter der Kontrolle von Aserbaidschan.
Russland vermittelt
Der armenische Präsident Nikol Paschinjan stimmte dem Waffenstillstand zu. Er gab dies über Facebook bekannt und unterstrich, dass dieser Schritt für ihn und die Bevölkerung schmerzhaft sei. Paschinjan bezog sich insbesondere auf den Verlust der strategisch wichtigen Stadt Schuscha. Der Sieg in der Stadt hat Ilham Aliyev bereits anfangs Woche verkündet. Als Vermittler während der Verhandlungen diente Vladimir Putin. Sechs Wochen nach Beginn des Konfliktes soll nun wieder Ruhe einkehren.
Umfang des Waffenstillstands
Details zum Abkommen sind noch unklar. Bisher wurde entschieden, dass Armenien gewisse Regionen, die 1991 von der Republik Arzach annektiert wurden, an Aserbaidschan zurückgeben soll. Dazu gehört im Osten Agdam, die für Aserbaidschan kulturell wichtig ist, und Lancin im Westen. Gebiete, welche Aserbaidschan bisher gewonnen hat, bleiben unter ihrer Kontrolle. Die restlichen Regionen von Berg-Karabach bleiben armenisch. Russland sendet 2‘000 Friedenssoldaten in die umkämpften Zonen. Die Soldaten sollen den Frieden aufrechterhalten und einen Landkorridor in Lancin als Verbindung von Berg-Karabach zu Armenien aufbauen.
Ein Kontrast: Proteste in Jerewan, Jubel in Baku
Der Entscheid von Nikol Paschinjan hat in der armenischen Hauptstadt Jerewan heftige Proteste ausgelöst. Die Bevölkerung stürmte und verwüstete den Regierungssitz. Sie bezeichnen Paschinjan als Verräter und fordern seinen Rücktritt. Die Bevölkerung sieht die Waffenruhe als Kapitulation und damit als Niederlage. Gleichzeitig feiert die Bevölkerung in Aserbaidschan und Baku den Sieg.
Konflikt mit Geschichte
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan besteht schon lange. Nach dem Zusammenbruch des russischen Reiches beanspruchten beide Nationen das von Armeniern bewohnte Gebiet. Als beide Länder jedoch unter die Kontrolle der Sowjetunion geraten, beschloss Russland, Berg-Karabach als autonome Region einzustufen, ohne jedoch den Konflikt zu lösen. Im Jahr 1991 brach auch die Sowjetunion zusammen. Armenien und Aserbaidschan erlangten ihre Unabhängigkeit zurück. Aus der autonomen Region Berg-Karabach entstand die selbsternannte Republik Berg-Karabach. Heute ist dies die Republik Arzach. Diese Republik beanspruchte weitere Regionen um Berg-Karabach. Um dieses Gebiet wurde 1994 die Waffenstillstandslinie gezogen. Das Gebiet ist hauptsächlich von Armeniern bewohnt, gehört geografisch und völkerrechtlich aber zu Aserbaidschan.