Seit einigen Wochen toben in Nordsibirien, der kältesten Region der Welt, heftige Waldbrände. Über 1.5 Millionen Hektar Wald wurden bereits vom Feuer zerstört. Die Einwohner und Einwohnerinnen kämpfen in der Freiwilligen-Feuerwehr gegen die Brände an. Die Stadt Jakutsk und die umliegenden Siedlungen versinken im Smog.
Jakutsk ist die kälteste Grossstadt der Welt und zählt ungefähr 269’000 Einwohner und Einwohnerinnen. Im Winter kann es bis zu -50°C kalt werden. Daher lassen viele die Motoren im Winter ununterbrochen laufen, da diese sonst beschädigt und am nächsten Tag nicht mehr anspringen würden. Schulfrei gibt es erst unter -45°C. Genau in dieser Region herrscht momentan eine Hitzewelle und heftigste Waldbrände. Mehr als 100 Brände auf einer Fläche von 900’000 Hektar gerieten ausser Kontrolle. Bereits über 1.5 Millionen Hektar Land wurden von Feuer vernichtet. Wegen schlechten Sichtverhältnissen musste Jakutsk den Flugverkehr und den Schiffsverkehr auf dem Fluss Lena einstellen. Mehr als 50 Siedlungen sind mit Smog bedeckt.
Die Sicht sibirischer Einwohner und Einwohnerinnen
«Seit einem Monat können wir durch den Rauch nichts mehr sehen», sagt Varvara, eine 63-jährige Rentnerin aus Teryut, einem Dorf im Bezirk Oymyakonsky, zum Reporter Andrew Roth von The Guardian. «Wir haben bereits die kleinen Kinder weggeschickt. Und die Brände sind ganz in der Nähe, nur zwei Kilometer von unserem Dorf entfernt». Sie meinte weiter, ihre grösste Hoffnung sei, dass diese Woche heftige Regenfälle in ihre Region kommen.
«Rettungskräfte sind gekommen, und auch die Dorfbewohner bekämpfen die Brände, aber sie können diese weder löschen noch aufhalten», berichtet sie telefonisch. «Alles steht in Flammen.»
«Das sind unsere Häuser, unsere Wälder und unsere Leute. Es ist ein dicker, gelber Rauch. Ich weiss nicht, wie die Einheimischen das aushalten. Wahrscheinlich wird es künftig gesundheitliche Folgen für sie haben. Die Menschen sind sowohl deprimiert als auch wütend. Diese Situation hätte nicht eintreten dürfen,» erzählt Ivan Nikiforov, ein Einwohner von Jakutsk. Er ist in diesem Jahr zum ersten Mal einer Freiwilligen-Feuerwehr beigetreten.
Screenshots von IQAir, einer Luftqualitäts-App, zeigen, dass die Schadstoffkonzentration in der Luft in der Innenstadt von Jakutsk so hoch ist, dass sie von einem Symbol eines Mannes mit einer Gasmaske und der Beschreibung «lebensbedrohlich» begleitet wird.
Der Einfluss von Waldbränden und Klimaerwärmung aufeinander
Waldbrände sind in den russischen Wäldern nichts Neues. In den letzten Jahren scheinen sie aber intensiver geworden zu sein. Dieser Sommer wurde von Behörden als der trockenste der letzten 150 Jahre bezeichnet. In der nordsibirischen Tundra sind die Temperaturen ungewöhnlich gestiegen. 150 Megatonnen Kohlendioxid-Äquivalente haben die Brände dieser Region ausgestossen. Nach der Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) entspricht diese Menge der jährlichen Emissionen fossiler Brennstoffe von Venezuela im Jahr 2017. Waldbrände beeinflussen den Klimawandel. Während einem Waldbrand werden Kohlendioxid und andere Treibhausgase freigesetzt. Diese erwärmen den Planeten und bringen Russ und andere Aerosole in die Atmosphäre mit komplexen Auswirkungen auf Erwärmung und Abkühlung. Dabei werden gleichzeitig die Wälder beschädigt, welche das CO2 aus der Luft entfernen könnten.
Die Hauptursache für die globale Erwärmung ist nach wie vor die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Durch diese Erwärmung verlängert sich die Feuersaison. Grosse Waldbrände haben wiederum einen Rückkopplungseffekt. Es entsteht ein Teufelskreis, bei dem die Folgen der Erwärmung zu einer weiteren Erwärmung führen.