Amadeus, Sultan und Bier

Der Schlatthof ist ein Bio-Bauernhof der besonderen Art. Nebst Milch und Bärlauchkäse verkauft die Familie Ackermann als einziger Hof in der Schweiz Bier aus selbst angebauten Bio-Hopfen. Die beiden Kamele Amadeus und Sultan ergänzen das Bild der «Buurehof-Oase» perfekt. Mathias Ackermann erlaubt uns einen Blick hinter die Kulissen des Familienbetriebes. 

Mathias und Exkarly Ackermann sind bereits die dritte Generation, die den 1963 erbauten Schlatthof führen. Der Generationenwechsel verlief reibungslos. Ackermann führt die Vision des Bio-Hofs wie sein Vater weiter. Nebst diversen Milch- und Fleischprodukten und dem saisonalen Bärlauchkäse verkauft der Bio-Hof das Häxli-Bier aus eigen angebautem Hopfen. 

Die «Buurehof-Oase», Amadeus und Sultan

Der Schlatthof ist Hofladen und Hofbeiz zugleich. Alles begann mit einer Kaffeemaschine. Mittlerweile finden auf dem Schlatthof grosse Anlässe wie Hochzeiten und Generalversammlungen statt. Eine grosszügige Terrasse mit einem Spielplatz und der Stall sind täglich geöffnet. Die Kamele Amadeus und Sultan sind die Markenzeichen des Hofes. Früher waren sie oft zu Gast bei Samichlaus- und Chilbi-Anlässen. Heute finden solche Ausflüge aus zeitlichen Gründen nicht mehr statt. Die beiden Kamele geniessen zusammen mit zwei Eseln ihren Auslauf auf einer grossen Weide. 

Corona 

Das Jahr 2020 war trotz Corona ein gutes Jahr für den Schlatthof. Obwohl die Hofbeiz abgesperrt werden musste, erlebte der Hofladen im letzten Frühling einen Aufschwung. Bei der Wiedereröffnung im Sommer kamen mehr Leute als gewöhnlich. Ackermann meint dazu: «Ein Bauernhof-Besuch ist gesünder als zu Hause in einer klimatisierten, hygienischen Wohnung zu sitzen, denn auf dem Hof kann das Immunsystem gestärkt werden.» 

Biologisch vs. konventionell

Erwin Ackermann wurde 1994 vom Bio-Gedanken überzeugt. Er stellte seinen Betrieb nach den Richtlinien von Bio-Suisse um. «Dies war der richtige Entscheid», findet sein Sohn bis heute. Künstliche Behandlungsmittel gelangen in den Boden und schlussendlich in das Grundwasser. «Von vielen Dingen wissen wir nicht, welchen einen Einfluss sie auf den Menschen haben. Wir machen weiter, obwohl wir den möglichen Schaden nicht kennen», meint er. Der Mehraufwand von der Bio-Produktion ist beträchtlich und die Produkte sind teurer, für Land und Tier ist es allerdings schonender. Persönlich konsumiert der Landwirt nur Produkte aus biologischem Anbau. 

Der Bio-Bauer bekämpft Schädlinge mit Nützlingen, ohne synthetische Pflanzmittel zu benutzen. Diese Nützlinge werden beispielsweise ausgesetzt, um die pflanzenschädigenden Läuse zu fressen. In der konventionellen Landwirtschaft wird erst gespritzt, wenn das Problem bereits da ist. Im biologischen Landbau ist es dann schon zu spät. Bio-Bauer*innen müssen vorher handeln. Dies macht die Arbeit schwerer und erfordert einige Jahre Erfahrung: «Es wird versucht, die Natur weniger zu beeinflussen, wird allerdings dadurch auch abhängiger von ihren Launen

Für die Tiere bedeutet biologische Haltung mehr Platz und Auslauf. «Die Kühe werden hauptsächlich mit Gras gefüttert und bekommen nur sehr wenig Kraftfutter. Unsere Kühe geben deswegen natürlich weniger Milch, leben dafür aber tendenziell länger», erklärt er.

Der Bio-Bauer möchte kein Urteil darüber abgeben, welche Art von Landwirtschaft besser ist. Er sieht das geteilte Denken der schweizerischen Bevölkerung. «Bei Abstimmungen stimmen die Schweizer*innen grüner und für die Umwelt ab, doch stehen sie erst einmal im Supermarkt vor dem Regal, nehmen sie meist das günstigere Produkt. Die Konsument*innen haben es jedoch in der Hand: Wenn sie nur Bio kaufen würden, gäbe es nur noch Bio. Ausserdem kosten Bio-Produkte im Hofladen nicht viel mehr als normale Produkte. Erst im Handel sind sie teurer. Grossmärkte wie Coop und Migros schlagen drauf, wenn es Bio ist. Es kostet mehr, weil mehr Handarbeit und entsprechend mehr Lohn gebraucht wird. Gute Qualität kann man nicht zu günstigsten Preisen erhalten

Schon mal von Schweizer Bio-Hopfen gehört?

In der Schweiz gibt es acht Bauernhöfe, die Hopfen anbauen. Der Anbau ist sehr arbeitsintensiv. Für die acht Meter hohen Pflanzen wird ein spezielles Gerüst benötigt. Der Schlatthof ist jedoch der einzige Hof mit biologischem Hopfen-Anbau in der Schweiz. «Der Anbau von Bio-Hopfen kann nirgends gelernt werden. Am Anfang hatten wir fast keinen Ertrag. Nach zwanzig Jahren sind wir immer noch am Lernen», erklärt Ackermann. Auch beim Hopfen setzen sie Nützlinge ein oder spritzen Pflanzenöl auf die Blätter. Manchmal benutzen sie auch homöopathische Mittel oder wenden Methoden aus dem Weinbau an. Der Absatz für Schweizer Hopfen läuft gut. Die Familie liefert ihren Hopfen inklusive eigenem Braurezept an diverse Brauereien in der Schweiz. Das hofeigene Häxli-Bier kann in ihrer «Buurehof-Oase» gekauft werden. 

Bauern und das Wetter

Die Arbeit mit der Natur ist sehr anspruchsvoll. Ein Bauer kann alles richtig machen, doch wenn das Wetter nicht mitspielt, kann unter Umständen die ganze Ernte dahin sein. Oft ist der psychische Druck gross.

Was Ackermann am meisten belastet ist die Kritik an der Landwirtschaft in den Medien und der Öffentlichkeit. Er ist der Meinung, dass sich die Landwirtschaft bezüglich der Umwelt ändern muss und ist offen für Neues. Er findet allerdings, dass gewisse Freizeitaktivitäten, welche nicht lebensnotwendig sind, der Umwelt ebenso schaden.

Ackermann sagt: «Die öffentliche Meinung zieht die Stimmung der Bauern runter. Wir arbeiten und produzieren Lebensmittel, welche die Menschen brauchen, weil sie dreimal am Tag essen. Es ist günstig und immer vorhanden. Die Menschen überlegen nicht, ob es zu wenig haben könnte oder wo es produziert wurde. Sie überlegen nicht, wie hart andere Menschen dafür arbeiten und zu welchem Lohn. Es hagelt Kritik aus den Medien und die fehlende Wertschätzung schlägt auf die Stimmung. Dadurch wollen viele Bauern nicht mehr weitermachen. Wir merken bereits jetzt, dass es weniger Milch hat. In den nächsten zehn Jahren wird sich Vieles ändern: viele Betriebsleiter werden pensioniert und haben keine Nachfolger. Wir werden sehen, woher die Lebensmittel dann kommen. Vielleicht aus China. Wie der Standard aussehen wird, ist eine andere Frage.» 

Das Schöne an der Landwirtschaft

Ackermann möchte sich nicht beklagen. Er führt seine Arbeit mit Freude aus. Eine gute Ernte, die Geburt eines Jungtieres oder neue Kund*innen sind immer Anlass zum Jubeln. Besonders freut es ihn, wenn Konsument*innen im Hofladen die Produkte rühmen und schätzen. Die persönlich entgegengebrachte Wertschätzung ist immer wieder ein Aufsteller. 

Wer den Schlatthof, Amadeus und Sultan gerne persönlich kennen lernen möchte, findet hier weitere Informationen.

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