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Vor fünf Jahren wurde das Label «We are ZRCL» von Kilian Wiget ins Leben gerufen. Die nachhaltige Produktion von Kleidern liegt dem gebürtigen Schwyzer am Herzen. Sein Unternehmen steht für Transparenz und Liebe zum Detail. Über das Traceability Tool haben die Kunden Einsicht in den gesamten Produktionskreislauf. Das Ziel: gerechte Arbeitsbedingungen und ein nachhaltiger Umgang mit der Natur.
Wir von Bündig haben Kilian Wiget, CEO und Gründer von «We are ZRCL» in seinem Showroom in Schwyz getroffen. Die Räumlichkeiten dienen gleichzeitig als Showroom, Raum für Entwicklung und Büro. Wir werden herzlich empfangen und beginnen kurz darauf das Interview.
ZRCL, ein Logo animiert zum Denken
Während Wiget die T-Shirts sorgfältig zusammenfaltet, erklärt er uns die Absicht hinter dem ZRCL Logo. Das Logo soll nicht auf Anhieb verraten worum es geht. Dies sei bewusst so gewählt, denn seine Kunden sollen bereits über das Logo dazu animiert werden Fragen zu stellen. Das Logo bedeutet «Circle», oder auf Deutsch Kreis, was auf den fairen Produktionskreislauf hindeuten soll.
Transparenz unterstützt Mensch und Umwelt
Der QR Code zur Aktivierung des Traceability Tools befindet sich auf dem Waschetikett. Kunden können via Code sämtliche Produktionsschritte nachverfolgen. Wiget’s Unternehmen verspricht einen hundertprozentig transparenten Produktionskreislauf. Der Einblick in die Entstehung eines Kleidungsstücks soll faire Arbeitsbedingungen garantieren und sicherstellen, dass die Natur einen schonenden und nachhaltigen Umgang geniesst.
Nachhaltigkeit gehört zu ZRCL’s Vision und wiederspiegelt sich auch auf dem Preisschild: Dieses besteht aus cradle to cradle-Papier, welches vollständig nachhaltig produziert wird. Die Produktion eines solchen Schildchens kostet 40-mal mehr als herkömmliche Preisschilder. ZRCL bleibt dem Motto «ganz oder gar nicht» treu und will bis ins letzte Detail nachhaltig handeln: Sämtliche Kleidungsstücke werden vom ZRCL Team eigenhändig und ohne Plastikverpackung eingepackt.
Sind Kleiderspenden etwas Gutes?
In der Schweiz werden täglich 126 Tonnen Kleider gespendet. Die meisten Kleider werden allerdings weiterverkauft. Damit entsteht aus den Spende-Kleidern ein Geschäftsmodell, welches der einheimischen Textilbranche schadet.
Gemäss Wiget stellt «Tauschen» oder eine Spende an Secondhand-Läden eine gute Alternative dar. So haben einheimische Unternehmen auf dem Markt weiterhin Chancen. Übrigens wäre es nicht mehr nötig, so viele neue Kleider zu kaufen. Es existieren bereits zu Genüge. Lachend fügt Wiget hinzu:
«Das dürfte ich eigentlich gar nicht sagen, ich lebe ja davon».
Er ist der Ansicht, dass eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft gefördert werden sollte. Eine effiziente und möglichst lange Nutzung von Rohstoffen bringt die besten Resultate für Umwelt und Wirtschaft.
Ein Treffen, eine Idee und viel Mut: So entstand ZRCL
Wiget leitete vor fünf Jahren ein Sportgeschäft. Die fehlende Nachhaltigkeit der Produkte störte ihn. Zufällig lernt er Patrick Hohmann, Gründer der Remei AG und weltweiter Bio-Baumwollpionier, kennen. Diese Bekanntschaft inspiriert ihn dazu, ein Konzept zu erarbeiten bei welchem die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht. Seine erste Kollektion kommt kurze Zeit später auf den Markt und ist erfolgreich. Viereinhalb Jahre arbeitet Wiget alleine und investiert seine Ersparnisse in den Aufbau des Labels. Seinen ersten Lohn bezahlt er sich nach zwei Jahren aus. Heute besteht das Team von ZRCL aus drei Mitarbeitern.
Die Werte einer Generation im Wandel
Rückblickend freut sich Wiget insbesondere darüber, dass vor allem jüngere Generationen wieder vermehrt auf Nachhaltigkeit setzen. Dieser gesellschaftliche Wandel fördert das Konzept von ZRCL und ist Teil ihres Erfolges. So haben sie viele Kunden gewonnen und wertvolle Partnerschaften mit Künstlern und Fachhändlern aufgebaut.
Stammkunden schätzen die Qualität ihres Sortiments und die schlichte Basic-Linie. Die qualitativ hochwertigen Kleider sollen die Konsumenten dazu bewegen, die Kleidungsstücke möglichst lange zu tragen. Anfänglich kannte Wiget die Kunden noch persönlich, heute sind es zu viele. Traurig darüber ist er nicht.
Der Lockdown in der Schweiz
Die COVID-19 Pandemie trifft die Schweizer Wirtschaft im März mit voller Wucht. Auch Wiget ist davon betroffen. Der frischgebackene Vater sieht sich in seiner Existenz bedroht. Die Situation wendet sich zum Guten: Die online Bestellungen nehmen stark zu und das Interesse der Kunden für nachhaltige und regionale Produkte scheint zu steigen.
Nachhaltigkeit ist eine Lebenseinstellung
Wiget möchte die Menschen zu einem schonenden und angemessenen Umgang mit Natur und Mensch animieren:
«Nachhaltigkeit ist nicht mit dem Kauf eines Bio-T-Shirts erreicht. Viele denken, ein nachhaltiges Image sei käuflich. Es geht vielmehr darum unseren Lebensstil anzupassen, der für unsere Welt schädlich ist.»
Nachhaltigkeit alleine reicht nicht aus, um sich in der Modebranche durchzusetzen. Kleidsam sollte die Mode schon sein. ZRCL hat es geschafft, Nachhaltigkeit und Fashiontrends erfolgreich zu kombinieren. Wiget’s Erfahrung, sein gutes Händler-Netzwerk und seine ungezwungene Art «es nebenbei zu versuchen» haben zum Erfolg von ZRCL beigetragen.
Seine Kleider kauft er ausschliesslich bei seinem eigenen Label. Allerdings hat ZRCL noch keine Hosen im Sortiment und er möchte nicht jeden Tag in Jogginghosen auftreten, das wäre doch zu viel des Guten,
«sonst dreht sich Karl Lagerfeld noch im Grab um.»
Er kauft bewusst in Läden mit nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Produkten ein.
Wiget bleibt sogar bei der Ferienwahl seinem nachhaltigen Lebensstil treu und entdeckt Europa mit seinem Fahrrad.
Vielen Dank und alles Gute
Wir beenden das Interview und verlassen Wiget’s Showroom. Er und sein Label ZRCL haben uns beeindruckt und gleichzeitig nachdenklich gestimmt. Seine Begeisterung ist ansteckend und unser Interesse für nachhaltige Produkte wurde geweckt.
Weitere Informationen finden sich hier: https://www.wearezrcl.com