Eine zweite Coronawelle soll verhindert werden. Dafür müssen Infektionsketten rasch unterbrochen werden. Auf Vorschlag des Bundes hin wurde zu diesem Zweck die SwissCovid-App entwickelt. Die App verfügt über eine anonyme Datenaustausch-Funktion und warnt die Benutzer, wenn ein Kontakt mit einer positiv auf Covid-19 getesteten Person stattgefunden hat. Gegner befürchten eine digitale Diktatur und ergreifen das Referendum gegen das bereits geltende Epidemiengesetz.
Die Coronafälle in der Schweiz haben nach der ersten Welle deutlich abgenommen. Lockerungen und sonnige Sommertage führen zu vermehrten sozialen Kontakten, was die Ansteckungsgefahr erneut erhöht. Die Zahlen steigen, eine zweite Welle scheint uns kurz bevorzustehen. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, haben die ETH Zürich und Lausanne im Auftrag des Bundes die SwissCovid-App entwickelt.
Die anonyme Contact-Tracing-App steht der Schweizer Bevölkerung seit dem 25. Juni 2020 zur Verfügung. Die App wird auf dem Mobiltelefon installiert. Damit das Contact-Tracing funktionieren kann, sollte die Bluetooth-Funktion eingeschaltet bleiben. Sofern die App aktiviert ist, sendet das Mobiltelefon über Bluetooth zufällig generierte Identifizierungscodes aus. Diese Codes werden während 14 Tagen auf dem Mobiltelefon gespeichert und danach automatisch gelöscht.
Die App registriert Kontakte zwischen Menschen, welche sich länger als 15 Minuten in weniger als 1,5 Metern Abstand aufhalten. Wird eine Person positiv auf das Coronavirus getestet, erhält sie von den Kantonalen Behörden einen Covidcode (Freigabecode) und kann die Benachrichtigungsfunktion der App aktivieren. Andere App-Nutzer, welche mit der Person in Kontakt waren, werden gewarnt. Persönliche Angaben wie Name oder Ortschaften werden nicht bekanntgegeben, die Privatsphäre der Nutzer soll geschützt werden.
Wer mit einem Infizierten in Kontakt stand, kann Informationen zum weiteren Vorgehen bei der Infoline des BAG einholen oder im Internet einen Coronavirus-Selbst-Check durchführen. Die Daten bleiben auf dem eigenen Gerät. Wird die App deinstalliert, werden die Daten gelöscht.
Die App scheint Wirkung zu zeigen: Gemäss dem Leiter für digitale Transformation beim BAG, Sang-Il Kim, war die App bei 10 bis 12 Prozent der gemeldeten Coronafälle in der Schweiz involviert. Das Bundesamt für Statistik (BFS) stellt täglich aktualisierte Zahlen im Zusammenhang mit der App zur Verfügung. Würde die App von mindestens 60 Prozent der Bevölkerung installiert, könnte eine weitere Ausbreitung von Covid-19, beziehungsweise eine zweite Welle, frühzeitig erkannt und bekämpft werden.
Kritik gibt es für Fehlermeldungen der App und in Bezug auf die reduzierte Akkulaufzeit der Mobiltelefone. Die Angst vor einer staatlichen Überwachung scheint ebenfalls präsent zu sein: Das «Stop Swiss Covid»-Komitee, eine ursprünglich in der Westschweiz entstandene Gruppierung, befürchtet, dass die App zu einer «Digitalen Diktatur» wie in China führen könnte. Deswegen hat das Komitee das Referendum gegen die Änderung im Epidemiengesetz ergriffen, welches bereits in Kraft ist und voraussichtlich bis Ende Juni 2022 gilt. Sie haben bis am 8. Oktober 2020 Zeit, die nötigen 50’000 Unterschriften zu sammeln.
Die Entwickler ihrerseits bemühen sich weiterhin darum, die App zu verbessern und die Bevölkerung über Missverständnisse und Unsicherheiten, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, aufzuklären.
Die neusten Entwicklungen über die SwissCovid-App findest du hier: