Über die jüngere Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist wenig bekannt. Offiziell ist sie die erste stellvertretende Abteilungsleiterin des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas. Jüngste Aussagen von Kim Yo Jong schmälern die Hoffnung auf Versöhnung mit Südkorea und dem Westen.
Seit den Verhandlungen betreffend der atomaren Abrüstung Nordkoreas, zwischen dem amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, und Kim Jong Un, dem Vorsteher des Komitees für Staatsangelegenheiten der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK), sind bereits zwei Jahre vergangen. Gleichzeitig tauchte bei der DVRK ein noch unbekanntes Gesicht auf, Kim Yo Jong. Medien verbanden die beiden Ereignisse und deuteten ihr Erscheinen als gutes Zeichen. Eine Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel schien realistischer. Trotzdem wurden seither keine konkreten Schritte zur Umsetzung der Verhandlungen eingeleitet.
Kürzlich war es die plötzliche, unbegründete Abwesenheit von Kim Jong Un, die seine Schwester erneut ins Rampenlicht der internationalen Polit-Szene rückte. Neben ihrer Position im Zentralkomitee der Partei der Arbeit Korea ist über Kim Yo Jong nicht viel bekannt. Die meisten Informationen basieren auf Spekulationen. Ihre jüngsten Aussagen in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Südkorea sprechen jedoch Bände. Eine Versöhnung mit Südkorea scheint nicht ihre oberste Priorität zu sein.
Das Versöhnungsabkommen zwischen Nord- und Südkorea wurde am 15. Juni 2000 in Kooperation zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il verabschiedet. Zum zwanzigsten Jahrestag veröffentlichte der Vertreter das südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums einen Halbzeitplan zur Entwicklung der interkoreanischen Beziehungen. Der Halbzeitplan sollte der Regierung für die interkoreanischen Beziehungen von 2018 bis 2022 dienen. Kim Yo Jong kritisierte diesen südkoreanischen Ansatz scharf und bezeichnete ihn als einen idealistischen Akt der Unterwerfung unter die USA. Ihre Stellungnahme trug den Titel: “Die honigsüssen Worte eines unverschämten Mannes sind ekelhaft”.
Ihre Kritik wurde in den vergangenen Wochen von mehreren nordkoreanischen Medienagenturen veröffentlicht. Kim Yo Jong erklärt, warum es nötig ist, ihre Gedanken mit den Menschen in der DVRK zu teilen: “Wann immer er öffentlich auftritt, spricht er kindische, hoffnungsvolle, verträumte Rhetorik und versucht, gross, gerecht und prinzipientreu auszusehen, wie ein Friedensapostel. Es war für mich so bedauerlich, allein schon sein widerliches Verhalten zu sehen. Also beschloss ich, eine ‘Bombe aus Worten‘ vorzubereiten, um dies unserem Volk mitzuteilen”.
Bereits Mitte Juni drohte Kim Yo Jong mit einer «Reihe von Vergeltungsmassnahmen», als Antwort auf die Flugblattaktion südkoreanischer Aktivisten Ende Mai.
Pjöngjang hat am 16. Juni 2020 ein interkoreanisches Verbindungsbüro auf seinem Territorium nahe der Grenze gesprengt. Am gleichen Tag kappte Nordkorea die Kommunikation mit Südkorea. Verhandlungen zwischen den beiden scheinen demnach vorerst vom Tisch zu sein.
Zwar ist vieles noch unbekannt über Kim Yo Jong. Doch eines ist gewiss: Ihre Drohungen sollten ernst genommen werden.